Ich habe mit 13 Jahren das Gitarrespielen begonnen. Bis dahin war ich eher dem Sport zugetan, als Fussballer war ich gar nicht schlecht. Ich war kein Einzelgänger, bedingt durch die berufliche Tätigkeit meines Vaters sind wir häufig umgezogen. Der letzte Umzug war gerade geschehen und dieses Mal tat ich mich etwas schwer mit dem sozialen Anschluss, was meines Erachtens aber mehr an verschiedenen frühpubertären Auswirkungen, als an mangelnder Anpassungsfähigkeit meinerseits lag.
In der neuen Stadt erschienen mir meine Fussballkameraden recht merkwürdig, für Heavy Metal und Pink Floyd interessierte sich von denen niemand. Auch Mädchen waren nicht so das Thema bei denen. Kurzum: Bei mir schlichen sich leichte Gefühle der Entfremdung ein, ich war mit meinen Themen alleine. Ich beschloss also Gitarre zu lernen, so konnte ich wenigstens die nachmittagliche Langweile in den Griff bekommen. Außerdem wusste ich, dass Gitarrenspielen in meinem erweiterten Familienkreis durchaus respektiert wurde, zumindest wenn man Bob Dylan oder Beatles Lieder intonieren konnte.
Aber das gelang mir leider nicht, ich konnte auch nicht singen, kann es im übrigen bis heute nicht. Meine ersten Schritte auf der Gitarre waren äußerst entmutigend. Ich hatte ein kleines Liederheftchen namens „Liederkiste“ oder so ähnlich, zur Verfügung. Hinten waren die wichtigsten Akkordgriffe aufgezeichnet. Mein Plan sah vor, diese der Reihe nach zu üben. Ich ging davon aus, dass am Anfang die leichten Akkorde ständen. Blöderweise war als erster oder zweiter Akkord ein F-Dur Akkord aufgeführt, dieser wurde hier als Minibarreegriff dargestellt, was in diesem Falle bedeutet, dass man mit dem Zeigefinger zwei Saiten auf einmal zu greifen hat um mit den restlichen Fingern die anderen Töne des Akkordes auf die Bundstäbchen zu drücken. Ein einziges Gewurschtel…. Mir taten die
Knochen der linken Hand weh, meine Fingerkuppen schmerzten und ich schwitzte vor Anstrengung. Als Lohn für die Mühe kam aus der Gitarre ein kratzendes, unschönes Geräusch. Das ging zwei Tage lang so und ich war ratlos, ich beschloss, den scheiss F-Dur zu überspringen und widmete mich dem dritten Akkord in dem Heftchen, war wahrscheinlich ein G-Dur. Von da an wurde es leichter.
Meinen Eltern tat ich wahrscheinlich irgendwie leid, sie konnten in meinem Spiel keinerlei musikalischen Strukturen oder gar Lieder erkennen. Ich konnte mit ihnen aushandeln, dass sie mir Gitarrenunterricht bezahlen würden. Bis heute bin ich dankbar dafür. Der Gitarrenunterricht war wichtig, nicht so sehr des gitarristischen wegens, mehr noch des „Approaches“ wegen und vor allem die soziale Komponente. Mit meinem Gitarrenlehrer konnte ich zigarettenqualmend über Rockmusik und über Mädchen quatschen, außerdem hatte er ’ne weiße Stratocaster und einen Marshall Turm wie Ritchie Blackmore. Mit 14 Jahren trat ich aus dem Fussballverein aus.
Meine erste Band hieß „Mistreated“. Wir bestanden aus zwei Gitarristen und einem Schlagzeuger und spielten Heavy Metal, gesungen wurde nicht. Uns war wichtig, dass wir Eigenkompositionen zum besten gaben. Dies war in erster Linie dem Umstand gewidmet, dass ich sowieso nicht in der Lage gewesen wäre irgendeinen Song von Maiden, AC/DC oder gar Judas Priest adäquat nachzuspielen. Wahrscheinlich war ich musikalisch der untalentierteste von uns dreien, trotzdem wurde entschieden, dass ich die Leadgitarre übernehmen sollte. Ich hatte den Vorteil eine Art Vision des Gesamtwerkes „Mistreated“ zu haben und ich war wohl der dominierende Charakter der Band. Dabei ist mir bis heute klar, dass der andere Gitarrist Frank, von vorne herein viel mehr Talent hatte als ich – der Junge war richtig gut. Leider verstarb seine Mutter bald bei einem Verkehrsunfall, was er und sein Vater nicht bewältigt bekamen.
Er fing viel zu früh mit harten Drogen an, verlor die Kontrolle, wurde obdachlos und irgendwann sah ich ihn nie wieder… bis heute tut mir diese Geschichte richtig leid.
Wie auch immer. Wir spielten in dieser Minimalbesetzung sogar zwei Konzerte, bei unserem ersten Auftritt bei einer Schulveranstaltung in der hiesigen Turnhalle, nahmen wir drei Steppkes, mit drei Songs den Laden auseinander, was aber eher daran lag, dass der Rest des Programmes sterbenslangweilig war. Irgendein ganz Schlauer des Abschlussjahrganges nannte mich von da an „Fast Pete“ in Anlehung an Motörheads „Fast Eddie“, das Kompliment nahm ich höflich an, wusste aber direkt, dass der Typ keine Ahnung haben konnte.
Apropos Talent: Ich halte mich auch nach rund 30 Jahren Gitarrespielen, musikalisch für mehr oder weniger talentlos. Nach wie vor tue ich mich mit guter Intonation und technisch anspruchsvollerem Gitarrenspiel schwer. Mein einziger Vorteil ist es, ein recht stabiles Timing zu haben. Und hin und wieder habe ich ganz brauchbare Ideen für einen Song oder zumindest ein ordentliches Gitarrenriff auf Lager. Diese handvoll gute Eigenschaften versetzten mich immer wieder in die Lage andere Musiker zu finden, die bereit waren meine Songs zu spielen oder mich bei ihren mitspielen zu lassen. Mittlerweile kenne ich mich sogar ein wenig mit Homerecording aus und verfüge über durchaus gutes Equipment, beides ist hilfreich wenn man in einer Band spielen möchte. Ich kann heute ein paar Sachen ganz gut, nicht besser als andere aber auch nicht unbedingt schlechter. Es bleibt aber festzuhalten, dass ich mir jeden Scheiss hart erarbeiten musste, das klappt nur mit einem gewissen Maß an Behaarlich- und Trotzkopfigkeit. Was habe ich so alles gemacht in den letzten drei Jahrzehnten?
Nach „Mistreated“, ich muss bereits 16 oder 17 gewesen sein gründete ich mit einem Sänger zusammen die Band „Novak“. Wir spielten melodischen Hardrock. Ich kann mich nur noch an ein Konzert in meiner Heimatstadt erinnern, das mag daran liegen, dass wir auch nur dieses eine spielten. Die paar zahlenden Gäste, die uns zusahen, waren entsetzt wie schlecht wir waren. Wir nahmen trotzdem ein Demotape in einem kleinen Tonstudio auf. Ich mag das Demo bis heute ganz gerne, würde davon aber nichts veröffentlichen wollen. Wir hatten einen tollen Keyboarder und eine solide Bass-Schlagzeug Section. Die Schwachpunkte der Band waren leider der Sänger und ich an der Gitarre, was einigermaßen blöde ist wenn man ausgerechnet Hardrock spielen möchte. Aber wir hatten viel Spaß. Es war eine gute Zeit und wir waren eine tolle Clique. Wir soffen reichlich und feierten zusammen bis zum umfallen, gingen auf viele Konzerte und waren gute Freunde. Tatsächlich wurden unsere Songs im Laufe der Zeit wirklich besser, leider ging uns irgendwann die Puste aus und wir schafften es nicht mehr unsere besten Songs aufzunehmen. Es gab ein Proberaumtape, welches sich leider nicht mehr auffinden lässt, was ich sehr bedaure. Auftritte spielten wir nicht mehr und irgendwann lösten wir uns einfach auf.
Für mich begann ein neuer Lebensabschnitt. Ich wechselte auf die Höhere Handelsschule und entdeckte Musik jenseits von Metal, Hardrock und Pink Floyd. Ich hörte viel Springsteen, Fleetwood Mac oder Prince, entdeckte darüber hinaus Bands wie die Waterboys oder The Smiths und Hunderte mehr, ohne dabei Hardrock, Punk und Metal zu sehr zu vernachlässigen. Ich mochte bisweilen sogar Soul-, Disco- und Popmusik. Ich blieb an allen Fronten am Ball und war generell interessiert an jeglicher Art von Musik. Auf der neuen Schule lernte ich einen Drummer kennen, ich darf wohl sagen, dass sich daraus eine besonders tiefe Freundschaft entwickelte. Der Typ hieß Martin. Wir gründeten eine Band namens „p.m. Choir“. Da Metal so gar nicht Martin’s Welt war, entwickelten sich unsere ersten Songs eher in eine poppig-funkige Richtung. Das war gar nicht so schlecht für mich, da ich nun eher meine rythmische Stärken ausspielen konnte und nun nicht mehr virtuose Metalsoli spielen brauchte, was mir eh nie gut gelang. Glücklicherweise konnten wir Bernd, den Keyboarder der alten Band, der wirklich ein ganz hervorragender Pianist war, in die neue Band mit „rüberschleifen“. Dies wiederum war dem Umstand zu verdanken, dass wir mit Axel einen richtig guten, weiteren Gitarristen in der Band hatten, von dem ich mir vieles abschaute, was er wahrscheinlich bis heute nicht weiß. Dazu kam ein solider Bassist und letzendlich fanden wir sogar schnell eine richtig gute Sängerin, Karin. Das erste Mal spielte ich also mit versierten Musikern in einer Band, mich akzeptierte man in erster Linie als Hauptsongwriter und ich stellte zusammen mit Martin den Proberaum, wer sollte da motzen? Martin und ich wohnten zur Miete in einem Haus, das Wohnzimmer wurde einfacher Weise in einen Proberaum umgewandelt… mit schönen Gruß an die Nachbarn.
Tatsächlich nahmen wir ziemlich rasch ein Homerecording-Demo bei einer befreundeten Band, in deren Proberaum auf. Der solide Bassist kam irgendwann trotzdem nicht mehr zu den Proben. Glücklicherweise fanden wir sehr schnell einen neuen Bassisten, welcher noch um einige Klassen besser war als der erste.Tatsächlich war Igor einer der besten Musiker mit denen ich bis heute in einer Band zusammen spielen durfte. Er war nicht nur klasse am Bass, sondern war ein irre guter Background Sänger, spielte gut Gitarre und war slowenischer Quetschkommodenmeister, ein Potential welches wir leider nie wirklich nutzten. Später gingen wir in ein kleines Tonstudio um ein richtiges Demo aufzunehmen. Die Songs davon schafften es seinerzeit sogar in’s Lokalradio, worauf wir mächtig stolz waren. Wir waren eine tolle Band, spielten auch das ein oder andere denkwürdige Konzert.
Trotzdem drehte sich irgendwann das Besetzungskarussell insofern, dass ich als alleiniger Gitarrist übrig blieb und wir uns einen neuen Keyboarder und eine neue Sängerin suchen mussten. Bekamen wir aber auch hin und die Band machte tapfer weiter. Der neue Keyboarder, Patrick war ein richtig guter Homerecording-Freak und wir nahmen ’ne Menge Zeugs auf 4-Spur Kassettentapes auf. Wir hatten zwar mit Axel, Bernd und Karin, abgesehen von Igor, unsere musikalisch fähigsten Instrumentalisten und Stimmen verloren. Konnten das aber ganz gut über bessere und vor allem mehr Songideen ausgleichen. Die Band hielt noch ca. zwei Jahre und ich bin bis heute noch erstaunt, wie kreativ und frisch wir in der ganzen Zeit waren. Vor allem aber hatten wir ein super Bandfeeling und waren richtig gute Freunde. Aber wie das Leben so spielt, man trifft Entscheidungen und irgendwann trennten wir uns. So wie ich bis heute mitbekomme, war diese Zeit für die meisten der beteiligten Musiker musikalisch wie menschlich eine besondere Erfahrung.
Immer wieder spreche ich mit dem ein oder anderen über eine art „Reunion“. Einmal schafften wir es tatsächlich uns mit den Musikern der verschiedenen Bandphasen in einem Proberaum zu treffen, das ganze nach rund 15 Jahren. Axel und ich an den Gitarren, Igor am Bass, wir hatten beide Sängerinnen an Bord und Martin an den Drums. Ich fand es herrschte ein gutes Feeling – wir spielten vier Songs, auf welche wir uns im Vorfeld des Treffens einigten. Ich fand unsere Qualität an diesem Tag überragend. Kein Wunder, wir waren alle musikalisch viel erfahrener geworden und hatten einfach eine viel bessere Spielkultur als 15 Jahre zuvor, vor allem hatten wir vier gute Gesangsstimmen an den Mikros, die auf ganz wundersame Weise miteinander harmonierten und ich konnte an der Gitarre ganz gut mithalten. Es war für mich ein musikalisch erhebendes Erlebnis. Es gibt Gründe wieso seitdem kein weiteres Treffen stattfand, darauf muss hier aber nicht eingegangen werden. Nur so viel: Insofern sich alle Beteiligten darauf einigen könnten, derartiges nochmal zu versuchen, wäre ich dabei.
Nach „p.m. Choir“ machte ich sofort weiter. Auf funkigen Pop mit weiblichen Vocals hatte ich keinen Bock mehr. Mich zog es mehr Richtung Independent-Alternative Gitarrenrock und es könnte ruhig wieder was härter werden. Kurz: Ich gründete die Band „Welcome to the machine“, alles über die Band gibt es auf http://www.wttm.de zu lesen. Daher hier nur ein kurzer Abriss: Auch hier hatte ich sehr viel Spaß, auch hier gab es denkwürdige Konzerte und noch mehr Geschichten. Auch aus dieser Band gingen Freundschaften hervor, die bis heute aufrecht gehalten werden und mir lieb und teuer sind. Vor allem gab es bei Wttm ein paar Songs auf die ich besonders stolz bin. Wir nahmen zwei CD’s auf und schafften es 1998 auf’s seinerzeit gößte Deutsche Umsonst&Draußen Festival, die Bonner Rhein-Kultur, der Gig war scheisse – aber das Besäufnis danach großartig. Aber auch hier trat ein, was ich bereits vorher mit anderen Bands erlebte, als wir endlich irgendwann richtig gut wurden lösten wir uns auf, einige der besten Songs wurden nie adäquat aufgenommen.
Danach begann meine Recording Phase: Ich kaufte mir einen einfachen Tascam Harddisk-Rcorder und gründete mit Sänger Chris das Projekt „Milkbaby“. Wir waren nie eine Band, das Projekt bestand eigentlich nur aus uns beiden, mit Unterstützung von befreundeten Musikern nahmen wir vier Songs auf, die ich für sehr gelungen halte. Chris hatte eine tolle Stimme bei Aufnahmen, ob das live funktioniert hätte, wage ich zu bezweifeln aber in der Aufnahmesituation war Chris einfach phänomenal. Vor rund zwei Jahren bekam ich die traurige Nachricht, dass Chris an Herzversagen verstorben sei. Immer wieder muss ich an ihn denken, die nächtelangen Aufnahmesessions, die Diskussionen und an seinen ganz speziellen Humor. Wir hatten mehr oder weniger nur musikalisch miteinander zu tun und ich mochte ihn gerne. Ich find’s schön, dass es noch Songs mit seiner Stimme zu hören gibt.
Nach vier Milkbaby Songs war unser kleinster gemeinsamer, musikalischer Nenner aufgebraucht. Ich wollte auch gerne wieder mit Musikern zusammen im Proberaum spielen. Mit ehemaligen „p.m.Choir“ und „Wttm“ Mitgliedern gründeten wir „the Buzzies“…. Martin am Schlagzeug, Chrossie am Mikro, Lord am Bass und ich an der Gitarre. Der ehemalige „p.m. Choir“ Keyboarder Patrick hatte mittlerweile ein Tonstudio und wir nahmen bei ihm den Song „The Truth Will Never Die“ auf. Toller Song wie ich finde, gute Aufnahme, alles okay. Ich fand diese Phase der Buzzies musikalisch richtig gut. Die Band funktionierte gut, es ging alles viel weniger emotional zu als in meinen früheren Bands. Klar, wir waren mittlerweile ja auch alle über 30, man traf sich hauptsächlich zum Proben, privat gingen wir unseren eigenen Leben nach, Familie, Beruf usw. Aber alles ok, kein Problem. Beflügelt von den guten „The Truth Will Never Die“ Aufnahmen entschieden wir uns wieder in’s Studio zu gehen um vier weitere Songs aufzunehmen. Wir schafften nur zwei Songs, die Aufnahmen liefen nicht wie geplant, sowas passiert. Ich wollte gerne wieder auf die Bühne, Martin stieg aber bei den Buzzies aus. Wir spielten trotzdem ein paar Konzerte mit einem anderen Drummer. Ich und auch sonst kein anderer fand diese Konzerte besonders gelungen, irgendwann musste der Drummer dann auch gehen. Ein neuer Drummer kam aber wir wurden nie richtig gut – wir kamen noch nicht einmal auf die Bühne.
Es lag nicht an den Songs, Chrossie hatte tolle Songideen, ich hatte auch noch ein paar brauchbare Songs zu bieten, wir hatten gutes Material zur Verfügung. Wir hatten einfach einen ganz miesen Proberaum, Lord wollte lieber Gitarre als Bass spielen, ich verzettelte mich zwischen Aufnahmen-machen und dem normalen Bandbetrieb und wir hatten alle zu wenig Zeit. Dazu kamen unüberwindbare Sprachprobleme mit unserem italienischen Drummer. Es wurde einfach nur anstrengend und wir lösten die Geschichte auf als der italienische Drummer irgendwann auf einmal weg war. Da ich die Songs gut fand, konnte ich Chrossie übereden, dass wir aus den „the Buzzies“ ein Recording Projekt machen. Wir schafften vier Song, ich weiß nicht mehr wie lange wir dafür brauchten. Ein Jahr, zwei Jahre…
Ich versuchte mich als „Engineer“ und „Produzent“. Ich höre die Nummern immer noch gerne aber als „amtliche“ Produktion geht unsere EP sicher nicht durch. Wir machten sogar ein Video was ganz ok ist – letztendlich war’s für mich die Mühe wert. Aber man muss auch festhalten, dass sich von unserer Musik nur sehr wenig Menschen beeindruckt zeigten. Ich würde gerne das Zeugs auf die Bühne bringen aber der Aufwand wäre immens: Streicher, Kinderchor… ’ne ganze Band zusammenstellen, proben um dann einen Gig vor 25 zahlenden Gästen zu spiele, ich weiß nicht….
Seit rund zwei Jahen spiele ich nun Gitarre bei „The Seen“, eine 60ies Garage-Punk-Beat Kapelle. Wir haben einen erträglichen Proberaum, proben jede Woche und spielen regelmäßig Konzerte. Dies ist die erste Band in der ich mich in erster Linie als Gitarrist betrachte. Okay, ich bin auch für die bisherigen Aufnahmen, zumindest im technischen Sinne zuständig und habe ein paar Songideen eingebracht. Aber in erster Linie bin ich der Gitarrist der Band. Ich empfinde es gewissermaßen als Erleichterung sich nicht mehr um alles kümmern zu müssen. Wir haben die Aufgaben gut verteilt… Booking, Öffentlichkeitsarbeit, neue Songs komponieren, Aufnahmen machen etc., etc. Ansonsten ist das Gitarrespielen in dieser Band eine recht einfache Sache, der technische Anspruch ist nicht sonderlich hoch, dafür macht’s umso mehr spaß.
Nebenbei, alle paar Jubeljahre, nehme ich ein bisschen Musik für mein Soloprojekt „Turkey thru‘ the corn“ auf. Mehr „Solo“ geht nicht – ich mache hier nur das, worauf ich spontan Bock habe und muss mit niemandem irgend etwas absprechen, was ich entspannend finde. So sieht’s aus….
Mir war es ein Bedürfnis eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. Denn hin und wieder sind der ganze Stress und der Ärger den eine Band mit sich bringen kann, der betriebener Aufwand für relativ wenig Resultat und nicht zuletzt auch der recht hohe finanzielle Aufwand, Faktoren die mich zweifeln lassen ob ich das wirklich alles in dieser Form so weiterbetreiben soll. Schreiben hilft mir persönlich, mein Tun und Handeln zu reflektieren und hilft mir vor allem meine Gedanken zu sortieren um etwas mehr Klarheit zu erhalten. Zum Rockstarruhm, in dem Sinne wie ich mir das als 20 jähriger vorgestellt hatte, hat mein Spiel nicht gereicht. Auch nicht in irgendeinem anderen Sinne, das sollte man akzeptiert haben, wenn man 46 Jahre alt ist. Ich verdiene noch nicht mal meinen Lebensunterhalt mit dem Gitarrespielen. Trotzdem bin ich im Grunde happy als Gitarrist. Ich habe immer meine eigene Musik gemacht und spiele immer noch live. Ein kleines, englisches Fanzine hat mal geschrieben ich spiele „Killer-Riffs“, da dieses Statement aus England kam, fühle ich mich nun geadelt – das kann man albern finden aber England bedeutet mir musikalisch etwas.
Mit „The Seen“ bietet sich immer wieder die Möglichkeit in bescheidenen Rahmen in Clubs und Städten zu spielen die ich cool finde und international Musiker und nette Menschen kennen zu lernen. Bei allen Sinnkrisen und dunklen Momenten, die ich so in meinem Leben hatte, hat mir mein Bezug zur Musik und zum Gitarrespielen ausreichend Stabilität geboten. Und letztendlich bietet mir die Gitarre immer wieder die Möglichkeit alte, soziale Netzwerke zu pflegen, manchmal sogar diese wieder zu reaktivieren, wie auch komplett neue aufzubauen, was mein Leben in den vielfältigsten Situationen leichter macht und sehr bereichert.
Ja, ich weiß… „shut up ’n play yer guitar!“
http://www.thebuzzies.de
http://www.nightdriver.eu
http://www.theseen.de
http://www.turkeythruthecorn.bandcamp.com
http://www.wttm.de