Atom Heart Mother

Heute vor 45 Jahren erschien „Atom Heart Mother“.AHM
„Nicht für eine Millionen Pfund würde ich diesen Schrott nochmal spielen wollen…“, äußerte Pink Floyd Bassist Roger Waters 1984 in einem Interview mit Radio BBC 1 über das 1970er Werk „Atom Heart Mother“. Schade, ist es doch eines meiner Pink Floyd Lieblingswerke. Schon (fast) alleine wegen des unglaublichen Artworks, ein Foto einer beliebigen Kuh auf irgendeiner englischen Weide… grandios!

Die Entstehung des Albums war eine regelrechte Tour de Force. Pink Floyd, gehetzt durch ihr Management und EMI Records, waren ständig auf Tournee oder im Aufnahmestudio. Die Band war Anfang 1970 dementsprechend mürbe. Trotzdem sollte das nächste Album ein ehrgeiziges Werk werden. Man hatte dazu eine Menge verschiedene musikalische Ideen erarbeitet, welche zu einem Ganzen werden sollten. Manchmal waren das nur ein paar Akkorde oder einige lose Gesangsstimmen. Das ganze nannten sie „The Amazing Pudding“.

Es wurde entschieden jemanden externen hinzuzunehmen, erstens um gewünschten kreativen Input von außerhalb der Band hinzuzunehmen und zweitens um jemanden an Bord zu haben, der Wissen über Arrangement und klassischer Notation mitbringt. Die Wahl fiel auf Ron Geesin, der bereits drei der vier Floyd Musiker kannte und sowas wie ein elektronischer Hexenmeister war.

3Ron Geesin warf sich in die Arbeit. Er notierte die einzelnen Parts aus, nahm die Aufnahmen und das Arrangement von Orchester und Chöre in die Hand und komponierte wesentliche Teile des Werkes. Laut Nick Mason’s Biografie herrschte bei der Aufnahme der arroganten Orchestermusiker zwischen diesen und Ron blanker Hass im Studio. Als der Pudding trotz aller Widrigkeiten etwas mehr an Gestalt annahm, wurde der Arbeitstitel in „Epic“ geändert. Noch bevor die Aufnahme-Sessions zu dem kompletten Album beendet waren, führten Pink Floyd das Werk am 27. Juni 1970 auf dem „Bath Festival of Blues and Progressive“ auf, gerade mal sieben Tage nach dem letzten Studiobesuch der Band.
In Ron Geesin’s Buch „The flaming cow“ ist übrigens an dieser Stelle nachzulesen, dass Roger Waters bereits damals immer wieder damit drohte die Band verlassen zu wollen. Der geneigte Leser wird vermutlich wissen, dass er glücklicherweise noch bis 1985 und sieben weitere Floyd Alben durchhielt.
Am 16. July 1970 gab es immer noch keinen offiziellen Titel für das zwar ambitionierte aber immer noch unveröffentlichte Werk. Die Band führte die Musik jedoch für ein BBC-Concert der John Peel’s Sunday Concerts Reihe auf und so langsam musste ein geeigneter Titel her. Während das Publikum den Saal betrat, saßen Band, Manager, John Peel und Ron Geesin Backstage, im Kontrollraum über der Bühne und diskutierten über einen Titel. Ron zeigte auf eine Zeitung die auf dem 4Tisch lag und sagte zu Roger Waters: „Darin findest du einen Titel“. Tatsächlich blätterte Roger Waters die Zeitung durch und stieß auf einen Artikel mit der Überschrift „Atom heart mother named“. Die Zeitung war der Evening Standard und erschien damals zwei mal täglich, Rogers Zeitung war übrigens die Frühausgabe, wenn wir den Erinnerungen Ron Geesins glauben schenken dürfen.

Alben hatten damals glücklicherweise noch zwei Seiten zu bieten. Auf Seite Eins der LP ist ausschließlich das 23 minütige, Titel gebende Werk zu finden. Dieses ist im übrigen das längste zusammenhängende Stück Musik, das Pink Floyd jemals veröffentlichten. Und auch nur bei diesem Werk wirkte Ron Geesin mit. Auf Seite Zwei des Albums sind vier weitere Songs zu finden, welche Pink Floyd ohne Unterstützung aussenstehender erarbeiteten.
Kommen wir nun zu dem erhabenen Titeltrack. „Atom Heart Mother“ ist unterteilt in sechs Teile, die Titel haben wie „Father’s shout“, „Mother fore“ oder „Funky dung“. Diesen „Sections“ muss man künstlerisch keine nähere Bedeutung beimessen, sie wurden lediglich erdacht um höhere Auszahlungen durch die Nutzung der Verwertungsrechte sicher zu stellen. Dieses beiseite lassend, sollten wir uns auf die Musik konzentrieren: Die Orchestrierung des Hauptthemas durch Bläser und Streicher ist an Erhabenheit kaum zu überbieten.
5Die Chöre  erinnern mich an die kapartischen Landschaften Transsilvaniens und hätten ebensogut in den Film „Tanz der Vampire“ gepasst. Einerseits wunderschön gesungen, andererseits bleibt man verstört zurück und fragt sich, was zum Teufel das soll. Lässt man mal Orchester und Chöre weg, bleibt jedoch übrig was man heute von Pink Floyd kennt und erwartet. Rick Wright’s wunderschönes Orgelspiel, Nick Mason typisches Spiel mit den Toms und Cymbals, Water’s ausdrucksvoller Bass und das superbe Gitarrenspiel von David Gilmour.

Pink Floyd schaffen hier die Grundlage für ihren späteren, unermesslichen Erfolg. 6Alles das, wofür die Band später so sehr bewundert werden sollte, ist auf Atom Heart Mother bereits vorhanden. Hört man genau hin, versteht man die Entwicklung hin zu Dark Side Of The Moon. Die Band ist ihrem Stil einfach treu geblieben, hat diesen allerdings auf besagter Dark Side Of The Moon viel fokussierter in ein Gesamtkonzept integrieren können. Atom Heart Mother dagegen erscheint, trotz allem Mutes, noch etwas verirrt. Ich mag, dass die Band hier noch mit 8 Spuren auskommen musste, die Drums dementsprechend in Mono zu hören sind und die Produktion eben noch kein High-End Hochglanzprodukt darstellt.

7Lasst uns nochmal auf David Gilmour zu sprechen kommen. Spätestens mit „Atom Heart Mother“ festigte sich sein Stil und er löste sich komplett von den Vorgaben eines Syd Barrets. Was Gilmour hier und auf späteren Alben spielt, beeinflusste nicht nur maßgeblich den Sound der „neuen“ Pink Floyd, sondern auch den unzähliger anderer Gitarristen auf der ganzen Welt. Ich wag‘ mich mal weit aus dem Fenster, indem ich behaupte, dass selbst Gitarristen wie Suede’s Bernard Butler oder andere, Post-Punk-Independent Gitarrenspieler, irgendwann mal so klingen wollten wie Gilmour auf „Atom Heart Mother“, auch wenn sie’s niemals zugäben. Aber hört euch mal das Solo von „Asphalt World“ von Suede’s besten Album „Dog Man Star“ an, dann ist alles klar. Gerade wo ich das schreibe, meine ich mich sogar zu erinnern, irgendwo ein Interview mit Suede gesehen zu haben, wo sie ganz vorsichtig, derartiges andeuten. Wie dem auch sei… , mit „Fat Old Sun“ von Seite Zwei des Albums emanzipierte sich Gilmour auch endlich als Songwriter. Die folkige Akustik Nummer gehört immer noch zu seinen eigenen Lieblingssongs, die er bis heute auf seinen Solo-Tourneen spielt.

Roger Waters wiederum brilliert auf Seite Zwei des Albums mit dem wunderschön verletzlichen „If“ und offenbart hier bereits die Selbstzweifel und Ängste, die den später durch ihn entworfenen Rockstar „Pink“ in den Wahnsinn treiben sollten.
Rick Wright’s „Summer of 68“ höre ich ebenso gerne, es ist wahrlich kein „Us And Them“ aber der Beach Boys Einfluss ist unterhaltsam und ich mag Rick’s Gesangsstimme.

All dies läßt mich bis heute rätseln wieso die Band mit dem Album heute derart unzufrieden ist. Im Oktober ’71 äußerte sich Roger Waters in der Zeitschrift „Sounds“ immerhin noch dahingehend, dass „Atom Heart Mother, bis dato ihre bestes und menschlichstes Werk darstellt“. Na gut, was sollte er kurz nach Veröffentlichung sonst über das Album sagen…? Eine Bemerkung wie zu Eingang des Artikels dargestellt hätte vermutlich die Karriere der Floyds vorzeitig beendet.

Letztendlich liegt es vermutlich an den widrigen Bedingungen unter denen das Album entstand und den technisch unzureichenden Live Aufführungen des Werkes seinerzeit. Mit dem Nachfolgewerk „Meddle“, welches konzeptionell nicht so sehr anders ist, zeigte sich die Band zumindest viel zufriedener.

Ron Geesin war auf Jahre verstimmt. Sein Name erschien lediglich im Kleingedruckten auf dem Label der LP. Wahrscheinlich war es das schlechte Gewissen der Floyds, welches David Gilmour dazu bewog, bei einer Live Aufführung des Werkes durch Ron Geesin in 2008, auf der Bühne zu erscheinen um ein Solo zum Besten zu geben. Bevor überhaupt die letzten Takte erklangen, hatte er jedoch den Saal wieder verlassen. Nick Mason war immerhin so nett, ein angemessenes Vorwort zu Ron’s Buch zu schreiben.

Alle Fotos, ausser dem Coverbild der LP, entstammen dem Buch „The Flaming Cow“ von Ron Geesin.

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Triumph – Allied Forces

imageDas kanadische Hard-Rock Trio Triumph war seinerzeit leider nie in Europa unterwegs, zumindest nicht dass ich mich daran erinnern könnte. Nun erschien heute vor genau 35 Jahren das Album „Allied Forces“. Möglicherweise liegt es an der beharrlichen Europa Abstinenz, dass in unseren Breitengraden kaum Notiz von der Band genommen wurde. An der Qualität von „Allied Forces“ kann es zumindest nicht liegen. Tatsächlich ist dieses Album eines der besten Hard-Rock Werke, die jemals auf dem amerikanischen Kontinent aufgenommen wurden. In allen Belangen… Sound, Songwriting, Performance. Na ja, beim Artwork wollen wir mal Nachsicht üben…

Gitarrist Rick Emmett glänzt durch Slide- und Lapsteel Spiel genauso wie durch seine Rock’n Roll und Klassikeinflüsse. Mir fällt kaum ein anderer Gitarrist des Genres ein, der auf diesem Niveau all diese Stilrichtungen, derart eigenständig unter einen Hut bekommt und dazu noch der Hauptsänger der Band ist. Was Triumph mit vergleichbaren Bands der 80er unterscheidet ist die Rauheit in ihrem Sound, zumindest auf dieser Scheibe. Die Musik ist purer Rock. Der etwas mainstreamige Charakter und das 80er Flair der Band entsteht durch den hohen, oft mehrstimmigen Gesang, ich verstehe wenn man sich dadurch etwas abgeschreckt fühlen kann. Konzentriert man sich jedoch auf die einzelnen Instrumente, vor allem Drums und Gitarre, erkennt man wie ursprünglich und mit welcher Spiellust die Band auf „Allied Forces“ agiert.

Legt man die Scheibe auf, beginnt der Reigen mit „Magic Power“. Anders als auf dem Cover aufgedruckt, dort steht als Opener „Fool For Your Love“. Egal, ist vielleicht nur bei meiner Pressung so. „Magic Power“ ist amerikanischer Melodic-Rock vom Allerfeinsten. Der Lead Break nach dem zweiten Refr. ist großartig und der Text bringt das Lebensgefühl heranwachsender Kids, die sich im größten Wirrwarr ihrer pubertären Gefühle befinden, voller Hoffnung auf den Punkt. Wir reden hier nicht von sozialkritischem Scheiss oder einer Bob Dylan Scheibe, sondern von Lebenslust, Teenieängsten und Rock´n Roll. Es gab eine Zeit in der man die Welt noch durch Rockmusik retten konnte.

Trotzdem wird´s ja nun endlich Zeit, dass richtig losgerockt wird. Der nächste Track „Fool For Your Love“ imageüberrollt uns wie eine Dampfwalze – nix mehr mit seichtem Melodic-Rock. Die aufschreiende Slide-Gitarre lässt uns die Luftgitarre hochreissen – dann setzt Drummer Gil Moore mit seinen erdig-bluesigen Vocals eingeile Nummer. Und immer dieser wahnsinnige Gitarrist – Rick Emmett rockt alles in Grund in Boden, authentischer, knarziger Rocksoung – da ist nix glattgebügelt. Der nächste Track „Allied Forces“ treibt einen in den schieren Wahnsinn. Diesmal Rick Emmet an den Vocals und noch mehr Rockgitarren – mehr Rock geht meiner Meinung nach nicht. Es gibt keine Band, die derartige Virtuosität mit solch einem treibenden, puren Rock verbindet wie Triumph mit „Allied Forces“.

IMG_2395Seite zwei der LP startet mit „Fight The Good Fight“. Rick Emmett überrascht mit einer Art Reagge-Rock Gitarre und dann kommt der wuchtige Refrain, klassischer Rock wie er mitreissender nicht sein kann. Ein unvermittelter, akustischer Break und ab in´s Gitarrensolo – der gute Rick feuert wieder aus allen Rohren. Danach „Ordinary Man“, der komplexeste Song des Albums und für mich ein Jahrhundertsong – getragener Sound im Intro, ein nachdenklicher erster Vers, danach mit Drumbreak in die nächste Strophe und Refrain und dann lässt die Band all ihre Höllenhunde los. Ein musikalischer Tornado bricht aus, mit einer irrwitzigen Rythmusgitarre. Rick Emmett´s Vocals und Gil Moores Drumming halten die ganze Kiste aber irgendwie zusammen. Der Sturm klingt mit einem kurzen, schönen Gitarrensolo rasch wieder ab und nochmals geht´s zum Ausklang in den majestätischen Refrain.

Wie gesagt, es gibt kaum eine vergleichbare Hard-Rock Scheibe, die mit derartiger Virtuosität, rauen Gitarrensounds und gleichzeitig, überragenderm Songwriting brilliert. Im übrigen war das Nachfolgewerk „Never Surrender“ auch nicht schlecht, danach gerieten Triumph tatsächlich zu sehr in seichte Gewässer und blieben dort in der Belanglosigkeit stecken. Zwischenzeitlich löste sich die Band auf und Rick Emmett machte ein paar Solo Sachen. 2008 ließ sich die Band dann endlich auch mal in Europa blicken, auf dem Sweden Rock Festival – bin ich aber nicht hingefahren. Nach rund 35 Jahren können selbst Triumph nicht mehr so klingen wie damals.

The Waterboys – This is the sea

this_sea30 Jahre!  U2 Sänger Bono hat sich in einem Interview insofern über „This is the sea“ geäußert, dass es für ihn zu den 10 besten Rockalben aller Zeiten gehöre. Ob das nun für oder gegen das Album spricht, muss jeder mit sich selber abmachen. Ich zumindest bin der Meinung, dass sogar U2 ein paar sehr glanzvolle, musikalische Momente hatten… sei´s drum.

The Waterboys sind schwer zu Kategorisieren… Kein New Wave, kein Progrock, kein Hard-Rock oder gar Metal. Lasst sie uns in dieser Phase als Rockband mit keltischem Folk-Einfluss einordnen, mit ausreichender, vom Punk entliehener Unabhängigkeit. Vielleicht trifft´s Poet-Rock oder sowas ganz gut, keine Ahnung. Ein Kritiker nannte den Waterboys-Stil zu dieser Zeit mal „The Big Music“, von mir aus… Diese Wall of Sound ensteht bei den Waterboys durch geschickt arrangierte, akustischer Instrumente: Piano, akustische Gitarre, Violine und nicht zu unterschätzen, Blasinstrumente wie Trompete und Saxophon etc.

Dominiert wird der Sound des Albums vor allem durch Piano, Saxophon und den charismatischen Gesang Mike Scott´s. Faszinierend welche orchestrale Wirkung die Band mit recht einfachen Mittlen erzielt und wie kunstvoll die geraden genannten Instrumente arrangiert sind.

Mike-ScottHier auf ihrem Höhepunkt, die Zusammenarbeit von Bandleader Mike Scott und Keyboarder Karl Wallinger. Ich halte die beiden für die zwar am wenigsten beachtete, jedoch genialste musikalische Partnerschaft, der jüngeren Rockgeschichte. Ober-Waterboy Mike Scott wusste beeindruckende Songs zu schreiben, seine Texte steckten voller interessanten Metaphern und als Sänger trifft er emotional voll in’s Schwarze. Karl Wallinger war ein versierter Produzent und Arrangeur, der obendrein komponieren konnte. Seinen Einfluss, auf die Besonderheit des Albums, hört man direkt beim ersten Track des Albums „Don’t bang the drum“, heraus – orchestrales Intro, große Musik. Leider trennten sich die beiden am Ende der Tour zu dem Album und gingen fortan getrennte Wege. Und ich kann nicht sagen, dass ich Wallingers Sachen nach den Waterboys besonders mochte. Ich meine gelesen zu haben, dass Robin Williams einen Song von ihm nachspielte und damit einen Hit landete… aber gut. Mike Scott konnte mit den Waterboys und auch als Solokünstler noch ein paar gute Sachen hinbekommen, aber die Qualität und Intensität von „This is the sea“ erreichte auch er nicht mehr wieder. Hätten sie mal bloß zusammen weitergemacht.

Andere wesentlichen Musiker des Albums wie Anthony Thistlethwaite (Saxophone), Steve Wickham (Violine)  oder Roddy Lorimer (Trompete) zählen heute mit zu dem Besten was England in dieser Hinsicht zu bieten hat. Diese Namen tauchen immer wieder in Zusammenhang mit den Rolling Stones, Eric Clapton oder David Gilmour auf.

Auf dem Album finden sich verdammt gute Songs: Das Thatcher-England kritisierende, stimmungsvolle „Old England“. Wer Songs wie „Mandela Day“ von den Simple Minds mag, könnte auch dieses mögen. Das treibend schnelle, fast punkige „Be my enemy“, das einfach schöne „Whole of the moon“ oder das episch, getragene Titelstück „This is the sea“. Von „Trumpets“, eine durch ein flottes Klavierthema und mitreissendem Saxophon geprägte, hochemotionale Liebeserklärung, gibt es irgendwo im Netz einen Dance-Remix irgendeines DJ’s, selbst in dieser Version ist der Song noch unglaublich gut.

Ich darf vielleicht noch erwähnen, dass ich die Band Ende der 80er Jahre in der Bonner Bisquithalle live erleben konnte und so noch etwas vom alten „Big Music Flair“ mit auf den Weg bekam. Musikalisch hat „This is the sea“ mit U2 im übrigen herzlich wenig zu tun.

Man schlägt sich so durch

PW_1Ich habe mit 13 Jahren das Gitarrespielen begonnen. Bis dahin war ich eher dem Sport zugetan, als Fussballer war ich gar nicht schlecht. Ich war kein Einzelgänger, bedingt durch die berufliche Tätigkeit meines Vaters sind wir häufig umgezogen. Der letzte Umzug war gerade geschehen und dieses Mal tat ich mich etwas schwer mit dem sozialen Anschluss, was meines Erachtens aber mehr an verschiedenen frühpubertären Auswirkungen, als an mangelnder Anpassungsfähigkeit meinerseits lag.

In der neuen Stadt erschienen mir meine Fussballkameraden recht merkwürdig, für Heavy Metal und Pink Floyd interessierte sich von denen niemand. Auch Mädchen waren nicht so das Thema bei denen. Kurzum: Bei mir schlichen sich leichte Gefühle der Entfremdung ein, ich war mit meinen Themen alleine. Ich beschloss also Gitarre zu lernen, so konnte ich wenigstens die nachmittagliche Langweile in den Griff bekommen. Außerdem wusste ich, dass Gitarrenspielen in meinem erweiterten Familienkreis durchaus respektiert wurde, zumindest wenn man Bob Dylan oder Beatles Lieder intonieren konnte.

Aber das gelang mir leider nicht, ich konnte auch nicht singen, kann es im übrigen bis heute nicht. Meine ersten Schritte auf der Gitarre waren äußerst entmutigend. Ich hatte ein kleines Liederheftchen namens „Liederkiste“ oder so ähnlich, zur Verfügung. Hinten waren die wichtigsten Akkordgriffe aufgezeichnet. Mein Plan sah vor, diese der Reihe nach zu üben. Ich ging davon aus, dass am Anfang die leichten Akkorde ständen. Blöderweise war als erster oder zweiter Akkord ein F-Dur Akkord aufgeführt, dieser wurde hier als Minibarreegriff dargestellt, was in diesem Falle bedeutet, dass man mit dem Zeigefinger zwei Saiten auf einmal zu greifen hat um mit den restlichen Fingern die anderen Töne des Akkordes auf die Bundstäbchen zu drücken. Ein einziges Gewurschtel…. Mir taten die PS_1Knochen der linken Hand weh, meine Fingerkuppen schmerzten und ich schwitzte vor Anstrengung. Als Lohn für die Mühe kam aus der Gitarre ein kratzendes, unschönes Geräusch. Das ging zwei Tage lang so und ich war ratlos, ich beschloss, den scheiss F-Dur zu überspringen und widmete mich dem dritten Akkord in dem Heftchen, war wahrscheinlich ein G-Dur. Von da an wurde es leichter.

Meinen Eltern tat ich wahrscheinlich irgendwie leid, sie konnten in meinem Spiel keinerlei musikalischen Strukturen oder gar Lieder erkennen. Ich konnte mit ihnen aushandeln, dass sie mir Gitarrenunterricht bezahlen würden. Bis heute bin ich dankbar dafür. Der Gitarrenunterricht war wichtig, nicht so sehr des gitarristischen wegens, mehr noch des „Approaches“ wegen und vor allem die soziale Komponente. Mit meinem Gitarrenlehrer konnte ich zigarettenqualmend über Rockmusik und über Mädchen quatschen, außerdem hatte er ’ne weiße Stratocaster und einen Marshall Turm wie Ritchie Blackmore. Mit 14 Jahren trat ich aus dem Fussballverein aus.

Meine erste Band hieß „Mistreated“. Wir bestanden aus zwei Gitarristen und einem Schlagzeuger und spielten Heavy Metal, gesungen wurde nicht. Uns war wichtig, dass wir Eigenkompositionen zum besten gaben. Dies war in erster Linie dem Umstand gewidmet, dass ich sowieso nicht in der Lage gewesen wäre irgendeinen Song von Maiden, AC/DC oder gar Judas Priest adäquat nachzuspielen. Wahrscheinlich war ich musikalisch der untalentierteste von uns dreien, trotzdem wurde entschieden, dass ich die Leadgitarre übernehmen sollte. Ich hatte den Vorteil eine Art Vision des Gesamtwerkes „Mistreated“ zu haben und ich war wohl der dominierende Charakter der Band. Dabei ist mir bis heute klar, dass der andere Gitarrist Frank, von vorne herein viel mehr Talent hatte als ich – der Junge war richtig gut. Leider verstarb seine Mutter bald bei einem Verkehrsunfall, was er und sein Vater nicht bewältigt bekamen. Mistreated_Live_1 KopieEr fing viel zu früh mit harten Drogen an, verlor die Kontrolle, wurde obdachlos und irgendwann sah ich ihn nie wieder… bis heute tut mir diese Geschichte richtig leid.

Wie auch immer. Wir spielten in dieser Minimalbesetzung sogar zwei Konzerte, bei unserem ersten Auftritt bei einer Schulveranstaltung in der hiesigen Turnhalle, nahmen wir drei Steppkes, mit drei Songs den Laden auseinander, was aber eher daran lag, dass der Rest des Programmes sterbenslangweilig war. Irgendein ganz Schlauer des Abschlussjahrganges nannte mich von da an „Fast Pete“ in Anlehung an Motörheads „Fast Eddie“, das Kompliment nahm ich höflich an, wusste aber direkt, dass der Typ keine Ahnung haben konnte.

Apropos Talent: Ich halte mich auch nach rund 30 Jahren Gitarrespielen, musikalisch für mehr oder weniger talentlos. Nach wie vor tue ich mich mit guter Intonation und technisch anspruchsvollerem Gitarrenspiel schwer. Mein einziger Vorteil ist es, ein recht stabiles Timing zu haben. Und hin und wieder habe ich ganz brauchbare Ideen für einen Song oder zumindest ein ordentliches Gitarrenriff auf Lager. Diese handvoll gute Eigenschaften versetzten mich immer wieder in die Lage andere Musiker zu finden, die bereit waren meine Songs zu spielen oder mich bei ihren mitspielen zu lassen. Mittlerweile kenne ich mich sogar ein wenig mit Homerecording aus und verfüge über durchaus gutes Equipment, beides ist hilfreich wenn man in einer Band spielen möchte. Ich kann heute ein paar Sachen ganz gut, nicht besser als andere aber auch nicht unbedingt schlechter. Es bleibt aber festzuhalten, dass ich mir jeden Scheiss hart erarbeiten musste, das klappt nur mit einem gewissen Maß an Behaarlich- und Trotzkopfigkeit. Was habe ich so alles gemacht in den letzten drei Jahrzehnten?

Nach „Mistreated“, ich muss bereits 16 oder 17 gewesen sein gründete ich mit einem Sänger zusammen die Band „Novak“. Wir spielten melodischen Hardrock. Ich kann mich nur noch an ein Konzert in meiner Heimatstadt erinnern, das mag daran liegen, dass wir auch nur dieses eine spielten. Die paar zahlenden Gäste, die uns zusahen, waren entsetzt wie schlecht wir waren. Wir nahmen trotzdem ein Demotape in einem kleinen Tonstudio auf. Ich mag das Demo bis heute ganz gerne, würde davon aber nichts veröffentlichen wollen. Wir hatten einen tollen Keyboarder und eine solide Bass-Schlagzeug Section. Die Schwachpunkte der Band waren leider der Sänger und ich an der Gitarre, was einigermaßen blöde ist wenn man ausgerechnet Hardrock spielen möchte. Aber wir hatten viel Spaß. Es war eine gute Zeit und wir waren eine tolle Clique. Wir soffen reichlich und feierten zusammen bis zum umfallen, gingen auf viele Konzerte und waren gute Freunde. Tatsächlich wurden unsere Songs im Laufe der Zeit wirklich besser, leider ging uns irgendwann die Puste aus und wir schafften es nicht mehr unsere besten Songs aufzunehmen. Es gab ein Proberaumtape, welches sich leider nicht mehr auffinden lässt, was ich sehr bedaure. Auftritte spielten wir nicht mehr und irgendwann lösten wir uns einfach auf.

PmChoir_Mk3Für mich begann ein neuer Lebensabschnitt. Ich wechselte auf die Höhere Handelsschule und entdeckte Musik jenseits von Metal, Hardrock und Pink Floyd. Ich hörte viel Springsteen, Fleetwood Mac oder Prince, entdeckte darüber hinaus Bands wie die Waterboys oder The Smiths und Hunderte mehr, ohne dabei Hardrock, Punk und Metal zu sehr zu vernachlässigen. Ich mochte bisweilen sogar Soul-, Disco- und Popmusik. Ich blieb an allen Fronten am Ball und war generell interessiert an jeglicher Art von Musik. Auf der neuen Schule lernte ich einen Drummer kennen, ich darf wohl sagen, dass sich daraus eine besonders tiefe Freundschaft entwickelte. Der Typ hieß Martin. Wir gründeten eine Band namens „p.m. Choir“. Da Metal so gar nicht Martin’s Welt war, entwickelten sich unsere ersten Songs eher in eine poppig-funkige Richtung. Das war gar nicht so schlecht für mich, da ich nun eher meine rythmische Stärken ausspielen konnte und nun nicht mehr virtuose Metalsoli spielen brauchte, was mir eh nie gut gelang. Glücklicherweise konnten wir Bernd, den Keyboarder der alten Band, der wirklich ein ganz hervorragender Pianist war, in die neue Band mit „rüberschleifen“. Dies wiederum war dem Umstand zu verdanken, dass wir mit Axel einen richtig guten, weiteren Gitarristen in der Band hatten, von dem ich mir vieles abschaute, was er wahrscheinlich bis heute nicht weiß. Dazu kam ein solider Bassist und letzendlich fanden wir sogar schnell eine richtig gute Sängerin, Karin. Das erste Mal spielte ich also mit versierten Musikern in einer Band, mich akzeptierte man in erster Linie als Hauptsongwriter und ich stellte zusammen mit Martin den Proberaum, wer sollte da motzen? Martin und ich wohnten zur Miete in einem Haus, das Wohnzimmer wurde einfacher Weise in einen Proberaum umgewandelt… mit schönen Gruß an die Nachbarn.

Tatsächlich nahmen wir ziemlich rasch ein Homerecording-Demo bei einer befreundeten Band, in deren Proberaum auf. Der solide Bassist kam irgendwann trotzdem nicht mehr zu den Proben. Glücklicherweise fanden wir sehr schnell einen neuen Bassisten, welcher noch um einige Klassen besser war als der erste.Tatsächlich war Igor einer der besten Musiker mit denen ich bis heute in einer Band zusammen spielen durfte. Er war nicht nur klasse am Bass, sondern war ein irre guter Background Sänger, spielte gut Gitarre und war slowenischer Quetschkommodenmeister, ein Potential welches wir leider nie wirklich nutzten. Später gingen wir in ein kleines Tonstudio um ein richtiges Demo aufzunehmen. Die Songs davon schafften es seinerzeit sogar in’s Lokalradio, worauf wir mächtig stolz waren. Wir waren eine tolle Band, spielten auch das ein oder andere denkwürdige Konzert.

Trotzdem drehte sich irgendwann das Besetzungskarussell insofern, dass ich als alleiniger Gitarrist übrig blieb und wir uns einen neuen Keyboarder und eine neue Sängerin suchen mussten. Bekamen wir aber auch hin und die Band machte tapfer weiter. Der neue Keyboarder, Patrick war ein richtig guter Homerecording-Freak und wir nahmen ’ne Menge Zeugs auf 4-Spur Kassettentapes auf. Wir hatten zwar mit Axel, Bernd und Karin, abgesehen von Igor, unsere musikalisch fähigsten Instrumentalisten und Stimmen verloren. Konnten das aber ganz gut über bessere und vor allem mehr Songideen ausgleichen. Die Band hielt noch ca. zwei Jahre und ich bin bis heute noch erstaunt, wie kreativ und frisch wir in der ganzen Zeit waren. Vor allem aber hatten wir ein super Bandfeeling und waren richtig gute Freunde. Aber wie das Leben so spielt, man trifft Entscheidungen und irgendwann trennten wir uns. So wie ich bis heute mitbekomme, war diese Zeit für die meisten der beteiligten Musiker musikalisch wie menschlich eine besondere Erfahrung.

Immer wieder spreche ich mit dem ein oder anderen über eine art „Reunion“. Einmal schafften wir es tatsächlich uns mit den Musikern der verschiedenen Bandphasen in einem Proberaum zu treffen, das ganze nach rund 15 Jahren. Axel und ich an den Gitarren, Igor am Bass, wir hatten beide Sängerinnen an Bord und Martin an den Drums. Ich fand es herrschte ein gutes Feeling – wir spielten vier Songs, auf welche wir uns im Vorfeld des Treffens einigten. Ich fand unsere Qualität an diesem Tag überragend. Kein Wunder, wir waren alle musikalisch viel erfahrener geworden und hatten einfach eine viel bessere Spielkultur als 15 Jahre zuvor, vor allem hatten wir vier gute Gesangsstimmen an den Mikros, die auf ganz wundersame Weise miteinander harmonierten und ich konnte an der Gitarre ganz gut mithalten. Es war für mich ein musikalisch erhebendes Erlebnis. Es gibt Gründe wieso seitdem kein weiteres Treffen stattfand, darauf muss hier aber nicht eingegangen werden. Nur so viel: Insofern sich alle Beteiligten darauf einigen könnten, derartiges nochmal zu versuchen, wäre ich dabei.

wttm_tamamNach „p.m. Choir“ machte ich sofort weiter. Auf funkigen Pop mit weiblichen Vocals hatte ich keinen Bock mehr. Mich zog es mehr Richtung Independent-Alternative Gitarrenrock und es könnte ruhig wieder was härter werden. Kurz: Ich gründete die Band „Welcome to the machine“, alles über die Band gibt es auf http://www.wttm.de zu lesen. Daher hier nur ein kurzer Abriss: Auch hier hatte ich sehr viel Spaß, auch hier gab es denkwürdige Konzerte und noch mehr Geschichten. Auch aus dieser Band gingen Freundschaften hervor, die bis heute aufrecht gehalten werden und mir lieb und teuer sind. Vor allem gab es bei Wttm ein paar Songs auf die ich besonders stolz bin. Wir nahmen zwei CD’s auf und schafften es 1998 auf’s seinerzeit gößte Deutsche Umsonst&Draußen Festival, die Bonner Rhein-Kultur, der Gig war scheisse – aber das Besäufnis danach großartig. Aber auch hier trat ein, was ich bereits vorher mit anderen Bands erlebte, als wir endlich irgendwann richtig gut wurden lösten wir uns auf, einige der besten Songs wurden nie adäquat aufgenommen.

Danach begann meine Recording Phase: Ich kaufte mir einen einfachen Tascam Harddisk-Rcorder und gründete mit Sänger Chris das Projekt „Milkbaby“. Wir waren nie eine Band, das Projekt bestand eigentlich nur aus uns beiden, mit Unterstützung von befreundeten Musikern nahmen wir vier Songs auf, die ich für sehr gelungen halte. Chris hatte eine tolle Stimme bei Aufnahmen, ob das live funktioniert hätte, wage ich zu bezweifeln aber in der Aufnahmesituation war Chris einfach phänomenal. Vor rund zwei Jahren bekam ich die traurige Nachricht, dass Chris an Herzversagen verstorben sei. Immer wieder muss ich an ihn denken, die nächtelangen Aufnahmesessions, die Diskussionen und an seinen ganz speziellen Humor. Wir hatten mehr oder weniger nur musikalisch miteinander zu tun und ich mochte ihn gerne. Ich find’s schön, dass es noch Songs mit seiner Stimme zu hören gibt.

Nach vier Milkbaby Songs war unser kleinster gemeinsamer, musikalischer Nenner aufgebraucht. Ich wollte auch gerne wieder mit Musikern zusammen im Proberaum spielen. Mit ehemaligen „p.m.Choir“ und „Wttm“ Mitgliedern gründeten wir „the Buzzies“…. Martin am Schlagzeug, Chrossie am Mikro, Lord am Bass und ich an der Gitarre. Der ehemalige „p.m. Choir“ Keyboarder Patrick hatte mittlerweile ein Tonstudio und wir nahmen bei ihm den Song „The Truth Will Never Die“ auf. Toller Song wie ich finde, gute Aufnahme, alles okay. Ich fand diese Phase der Buzzies musikalisch richtig gut. Die Band funktionierte gut, es ging alles viel weniger emotional zu als in meinen früheren Bands. Klar, wir waren mittlerweile ja auch alle über 30, man traf sich hauptsächlich zum Proben, privat gingen wir unseren eigenen Leben nach, Familie, Beruf usw. Aber alles ok, kein Problem. Beflügelt von den guten „The Truth Will Never Die“ Aufnahmen entschieden wir uns wieder in’s Studio zu gehen um vier weitere Songs aufzunehmen. Wir schafften nur zwei Songs, die Aufnahmen liefen nicht wie geplant, sowas passiert. Ich wollte gerne wieder auf die Bühne, Martin stieg aber bei den Buzzies aus. Wir spielten trotzdem ein paar Konzerte mit einem anderen Drummer. Ich und auch sonst kein anderer fand diese Konzerte besonders gelungen, irgendwann musste der Drummer dann auch gehen. Ein neuer Drummer kam aber wir wurden nie richtig gut – wir kamen noch nicht einmal auf die Bühne. buzzies-pizzaEs lag nicht an den Songs, Chrossie hatte tolle Songideen, ich hatte auch noch ein paar brauchbare Songs zu bieten, wir hatten gutes Material zur Verfügung. Wir hatten einfach einen ganz miesen Proberaum, Lord wollte lieber Gitarre als Bass spielen, ich verzettelte mich zwischen Aufnahmen-machen und dem normalen Bandbetrieb und wir hatten alle zu wenig Zeit. Dazu kamen unüberwindbare Sprachprobleme mit unserem italienischen Drummer. Es wurde einfach nur anstrengend und wir lösten die Geschichte auf als der italienische Drummer irgendwann auf einmal weg war. Da ich die Songs gut fand, konnte ich Chrossie übereden, dass wir aus den „the Buzzies“ ein Recording Projekt machen. Wir schafften vier Song, ich weiß nicht mehr wie lange wir dafür brauchten. Ein Jahr, zwei Jahre… buzzies _CPIch versuchte mich als „Engineer“ und „Produzent“. Ich höre die Nummern immer noch gerne aber als „amtliche“ Produktion geht unsere EP sicher nicht durch. Wir machten sogar ein Video was ganz ok ist – letztendlich war’s für mich die Mühe wert. Aber man muss auch festhalten, dass sich von unserer Musik nur sehr wenig Menschen beeindruckt zeigten. Ich würde gerne das Zeugs auf die Bühne bringen aber der Aufwand wäre immens: Streicher, Kinderchor… ’ne ganze Band zusammenstellen, proben um dann einen Gig vor 25 zahlenden Gästen zu spiele, ich weiß nicht….

seenSeit rund zwei Jahen spiele ich nun Gitarre bei „The Seen“, eine 60ies Garage-Punk-Beat Kapelle. Wir haben einen erträglichen Proberaum, proben jede Woche und spielen regelmäßig Konzerte. Dies ist die erste Band in der ich mich in erster Linie als Gitarrist betrachte. Okay, ich bin auch für die bisherigen Aufnahmen, zumindest im technischen Sinne zuständig und habe ein paar Songideen eingebracht. Aber in erster Linie bin ich der Gitarrist der Band. Ich empfinde es gewissermaßen als Erleichterung sich nicht mehr um alles kümmern zu müssen. Wir haben die Aufgaben gut verteilt… Booking, Öffentlichkeitsarbeit, neue Songs komponieren, Aufnahmen machen etc., etc. Ansonsten ist das Gitarrespielen in dieser Band eine recht einfache Sache, der technische Anspruch ist nicht sonderlich hoch, dafür macht’s umso mehr spaß.

Nebenbei, alle paar Jubeljahre, nehme ich ein bisschen Musik für mein Soloprojekt „Turkey thru‘ the corn“ auf. Mehr „Solo“ geht nicht – ich mache hier nur das, worauf ich spontan Bock habe und muss mit niemandem irgend etwas absprechen, was ich entspannend finde. So sieht’s aus….

Mir war es ein Bedürfnis eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. Denn hin und wieder sind der ganze Stress und der Ärger den eine Band mit sich bringen kann, der betriebener Aufwand für relativ wenig Resultat und nicht zuletzt auch der recht hohe finanzielle Aufwand, Faktoren die mich zweifeln lassen ob ich das wirklich alles in dieser Form so weiterbetreiben soll. Schreiben hilft mir persönlich, mein Tun und Handeln zu reflektieren und hilft mir vor allem meine Gedanken zu sortieren um etwas mehr Klarheit zu erhalten. Zum Rockstarruhm, in dem Sinne wie ich mir das als 20 jähriger vorgestellt hatte, hat mein Spiel nicht gereicht. Auch nicht in irgendeinem anderen Sinne, das sollte man akzeptiert haben, wenn man 46 Jahre alt ist. Ich verdiene noch nicht mal meinen Lebensunterhalt mit dem Gitarrespielen. Trotzdem bin ich im Grunde happy als Gitarrist. Ich habe immer meine eigene Musik gemacht und spiele immer noch live. Ein kleines, englisches Fanzine hat mal geschrieben ich spiele „Killer-Riffs“, da dieses Statement aus England kam, fühle ich mich nun geadelt – das kann man albern finden aber England bedeutet mir musikalisch etwas.

seen_pwMit „The Seen“ bietet sich immer wieder die Möglichkeit in bescheidenen Rahmen in Clubs und Städten zu spielen die ich cool finde und international Musiker und nette Menschen kennen zu lernen. Bei allen Sinnkrisen und dunklen Momenten, die ich so in meinem Leben hatte, hat mir mein Bezug zur Musik und zum Gitarrespielen ausreichend Stabilität geboten. Und letztendlich bietet mir die Gitarre immer wieder die Möglichkeit alte, soziale Netzwerke zu pflegen, manchmal sogar diese wieder zu reaktivieren, wie auch komplett neue aufzubauen, was mein Leben in den vielfältigsten Situationen leichter macht und sehr bereichert.

Ja, ich weiß… „shut up ’n play yer guitar!“

http://www.thebuzzies.de

http://www.nightdriver.eu

http://www.theseen.de

http://www.turkeythruthecorn.bandcamp.com

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Ozzy Osbourne – Blizzard Of Ozz

blizzard_OzzSoll ich oder soll ich nicht? Was könnte ich über Ozzy’s Erstlingswerk schon schreiben, was nicht schon beleuchtet worden wäre? Da aber heute der 35. Jahrestag der Veröffentlichung ist und das Album einfach zu gut um es unter den Tisch fallen zu lassen, schreib´ ich einfach mal drauf los.

Der sympathische Randy Rhoads wurde durch dieses Album zur Gitarrenlegende. Und das aus gutem Grunde. Mir war mit dem ersten Riff von „I don’t Know“ klar, dass ich diesen Gitarristen lieben werde. Das Riff ist mitreissend genug, noch besser gefällt mir aber Randy’s Sound, diese Wärme im Mittenbereich und die brizzelnden Höhen sind bis heute einzigartig. Klar kommt einem sofort Eddie Van Halen’s Sound in den Sinn. Ich denke jedoch bei der Frage des Sounds war Randy einfach noch einen Schritt konsequenter. Eine Diskussion wer denn nun der bessere Gitarrist sei, stellt sich aus meiner Sicht, in verneigendem Respekt beiden gegenüber, nicht. Der nächste Song, „Crazy Train“. Wieder solch ein Riffhammer! Wieder ein Song der zum Klassiker wurde. Das kann nicht so weitergehen, tut es auch nicht: Ozzy zeigte schon zu Sabbath Zeiten immer wieder mal seine romantisch-wehmütige Seite. Diese verleugnete er auch als Solokünstler nicht, „Goodbye to romance“ ist eine schöne, ruhige Nummer mit klassischen Anleihen, gedacht als Ozzy’s Abschied von Sabbath. Ich will nicht auf jeden einzelnen Song eingehen, nicht jede Nummer ist ein Kracher. „No bone movies“ oder „Steal away the night“ beispielsweise zählen nicht zu Ozzy’s Meisterleistungen. Dafür aber „Mr. Crowley“ und „Suicide solution“ (Ozzy’s Gruß an Bon Scott) um so mehr. Als Gesamtwerk betrachtet ist Ozzy mit „The blizzard of ozz“ ein hervorragender Solokarriere Einstieg gelungen.

Sicherlich muss erwähnt werden, dass abgesehen von Randy Rhoads, die Kollegen Bob Daisley am Bass, Lee Kerslake anRR_1 den Drums und Keyboarder Don Airey ihren wesentlichen, bis heute wahrscheinlich unterschätzen Beitrag, dazu ablieferten. Es gab Unstimmigkeiten und später weitreichende, rechtliche Auseinandersetzungen wer zu welchen Songs welchen Anteil an den Kompositionen hatte. Dies ging soweit, dass in einer der Reissue Ausgaben des Albums die orginal Bass- und Schlagzeugspuren gelöscht wurden und diese von anderen Musikern neu eingespielt wurden. Der protestierende Aufschrei der Fachwelt und den Fans war groß und so wurde die nächste Reissue Auflage wieder mit den Orginalspuren veröffentlicht. Festzuhalten bleibt, dass Ozzy nach dem Rauswurf bei Black Sabbath in ziemlich miserabler Verfassung war, von daher ist’s es höchstwahrscheinlich, dass Ozzy tatsächlich nicht der Hauptsongwriter des Albums ist. Ich bin froh, dass ich das Orginalalbum auf Vinyl habe, da weiß ich dann auch was drin ist. Zum Ende bleibt noch zu erwähnen, das Randy Rhoads bei der Tour zum nächsten Album, bei einem tragischen Unglück mit einer kleinen Sportmaschine, verstarb. Der Pilot war der Beweislage nach vollgekokst. Randy war 25 Jahre jung. Ach ja, und wer Interesse hat sollte sich auf jeden Fall die Dokumentation „God bless Ozzy“ anschauen – lohnt sich.

Fleetwood Mac – Fleetwood Mac (Album)

Anniversary Day! Heute vor 40 Jahren erschien „Fleetwood Mac“

FM_FM_2_Ich war zwar immer an Musik interessiert aber eigentlich hörte ich fast ausschliesslich Metal und Hardrock. Eines Tages sah ich auf MTV ein Konzert einer Band namens Fleetwood Mac von der „Tango In The Night“ Tour. Die Halle war riesig und bis oben hin proppevoll gefüllt. Was war denn das für ein cooler Konzertanfang…! Eine satte Kickdrum schlägt stoisch Viertelnoten, ein spannendes, mystisches Gitarrenriff, und dann auf einmal dieser dreistimmige Gesang….

Listen to the wind blow,
watch the sunrise….

Ich war wie elektrisiert, diese Band, dieser Song „The Chain“ war der Hammer! Erst später verstand ich, dass ich hier die Band nicht in der klassischen Besetzung spielen sah. Lindsey Buckingham war nicht dabei. Mich, zum damaligen Zeitpunkt nicht vertraut mit der Bandbiografie, fich das nicht an. Die ihn ersetzenden Gitarristen und Sänger, namentlich Rick Vito und Billy Burnette waren offensichtlich tolle Musiker. Mit der komplexen Geschichte der Band setzte ich mich später gerne auseinandern. Jetzt mussten sich aber erst mal alle meine Kumpel, Bandkollegen und Freunde das Fleetwood Mac Konzert mit mir ansehen.

Interessante Band, spielten sie doch weder Metal, Punk oder gar Progrock. Sie spielten eine Art „Softrock“, klangen mal mehr nach Blues, mal mehr nach Country oder Popmusik und hatten drei Sänger-/innen. Mir tat sich in gewisser Weise eine neue musikalische Welt auf, auch als Gitarrist. Ich halte Lindsey Buckingham für absolut großartig an der Gitarre und viel zu wenig gewürdigt, insbesondere weil er zumeist ohne Plektrum spielt und ein hervorragender Fingerpicker ist. Wie auch immer, ich war verrückt nach dieser Band und finde sie auch heute noch herrausragend gut. Aber sei’s drum, nun zum eigentlichen Anlass dieses Beitrags: Das Album „Fleetwood Mac“.

Bei Fleetwood Mac denkt man berechtigter Weise zumeist an „Rumours“. Bei Fleetwood Mac, einer der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten, ging es bereits vor Veröffentlichung des Rekordalbums mehr als turbulent zu. Schauen wir mal kurz zurück und beleuchten den Stand der Dinge im Jahr 1975, datt däde sisch lohne: Die Band hatte sich gegen Ende der 60er zu einer der besten und berühmtesten Bluesband des Planeten entwickelt, verlor dann aber Gitarrengott Peter Green an Drogen und Schizophrenie. Einer der beiden anderen derer drei Gitarristen, nämlich Jeremy Spence, war plötzlich verschwunden und tauchte, für die Band unwiederbringlich, bei der Sekte „Children Of God“ auf…. oder besser gesagt, unter. Und jüngst verließ auch Gitarrist Bob Welch die Band. Schlagzeuger Mick Fleetwood, unermüdlich wie er war, rekrutierte in LA zwei unbekannte, neue Bandmitglieder: Lindsey Buckingham und Stevie Nicks. Fleetwood Mac waren jetzt eine gemischt amerikanisch-englische Band.
Unverzüglich wurde mit den Aufnahmen eines neuen Albums begonnen. Man hatte nun mit Keyboarderin und Sängerin Christine McVie, Sängerin Stevie Nicks und Gitarrist/Sänger Lindsey Buckingham drei äußerst fähige Songwriter in der Band. Bei ehrlicher Betrachtung, waren die letzen Alben der Band keine Glanzlichter. Aus der einst großartigen englischen Bluesband war eine mittelmäßige, unbedeutende US-Mainstream Band geworden, denen es, bei aller handwerklichen Fähigkeiten, einfach an überzeugenden Songideen fehlte. Die Band war ziemlich fertig.

imageMit den Songs von Stevie Nicks und Lindsey Buckinham sollte sich dies alles auf spektakuläre Art und Weise ändern. Frau Nicks brachte das mitreissende „Rhiannon“ mit in’s Studio, Lindsey Buckingham bereicherte dieses mit einem ebenso fantastischen Gitarrenriff. Die Nummer wurde während den späteren Tourneen, insbesondere durch Stevie Nicks‘ kraftraubende und furiose Livedarbietung zu einem absoluten Klassiker der Band. „Landslide“, ebenfalls von Stevie Nicks komponiert, lässt auch heute noch gerührt zurück. Man, wie jung Stevie Nicks damals war… und dann solch ein Song über’s älter werden!
Christine McVie schien neu angespornt und konnte mit „Say You Love Me“ und „Over My Head“ mindestens zwei Pop-Perlen beisteuern. Das flott treibende „World Turning“ basierend auf Peter Green’s „Oh Well“ entstand aus einer Jam-Session umd wurde zusammen von Christine McVie und Lindsey Buckingham gesungen, für mich purer Soul. Nicht zu vergessen das manisch-bluesige „I’m Afraid“ mit großartiger Gitarrenarbeit von Lindsey Buckingham und mein heutiger, persönlicher Lieblingssong, das folkige „Crystal“, komponiert von Stevie Nicks, gesungen jedoch von Lindsey Buckingham. Ein Höhepunkt folgt dem anderen, auf diesem Album.

Ich höre das Album aufgrund der großartigen Songs immer wieder gerne. Ich würde es jedoch nicht zwingend als „Einstiegsalbum“ empfehlen. Wahrscheinlich eignet sich dafür tatsächlich „Rumours“ oder eines der unzähligen „Best of…“ besser. Bitte auch beachten, dass die Band in dieser Konstellation nur sehr wenig mit der legendären Peter Green Besetzung zu tun hat. Die Blues Puristen rümpfen bis heute die Nase über die Besetzung mit Stevie Nicks und Lindsey Buckingham. Wie ich finde absolut zu unrecht. Denn musikalisch bieten Fleetwood Mac auch in der „Softrock-Phase“, erstklassige Qualität. John McVie kann auch hier zeigen, dass er zu den besten Bassisten gehört, die England jemals hervorgebracht hat. Mick Fleetwood’s Drumgroove ist, bei aller Songdienlichkeit, immer einzigartig. Das Gesangstrio Nicks, McVie, Buckingham hat Soul und Lindsey Buckingham kann den Blues authentisch spielen. Ich bin der Meinung, in beiden wesentlichen Phasen der Band, haben Fleetwood Mac fantastische Musik geschaffen und es gibt eben Popmusik, die genauso musikalisch und tiefgehend emotional sein kann, wie der Blues. Selbst der große David Gilmour, zwar kein Bluesman im klassischen Sinne, sagte mal, dass die Pink Floyd eigentlich nur Popmusik spielen… und der muss es ja wissen.

Aber back to the Mac: Bei Veröffentlichung des Albums erregte „Fleetwood Mac“ kaum Aufmerksamkeit, erst Recht nicht in der eigentlichen Heimat der Band, England. Die Band spielte noch vor Release der Scheibe landauf und landab in jedem Schuppen der USA, häufig als Vorband für Bands wie The Guess Who, Ten Years After oder Loggins And Messina. Die endlosen und kräftezehrenden Tourneen machten sich aber schlussendlich bezahlt, die Ehe zwischen Christine McVie und Bassist John McVie ging zwar schmerzhaft zu Bruch, aber schliesslich landete „Fleetwood Mac“ doch noch auf Nummer Eins der Charts und verkaufte sich in den USA zig-millionen Male. In der Band ging es von nun an drunter und drüber. Stevie Nicks und Lindsey Buckingham’s Beziehung war voller Spannungen. Auch die Ehe von Drummer Mick Fleetwood brach auseinander. Dazu waren Fleetwood Mac die beliebteste Band aller US Kokain-Dealer. Es herrschte das absolute Chaos und dann kam „Rumours“…

Musik Analog und Digital – Eine Betrachtung

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Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich bin kein Hardcore-Analog-Fascho-Freak. Ich streame Musik per Spotify (und bin sehr gespannt auf apple music) oder höre gekaufte ACC/M4A Files via iTunes, genauso wie ich Schallplatten oder Tonband höre. Einen Unterschied ergibt sich für mich allerdings durch verschiedene Aspekte: Das Handling, das Artwork, welche Musik wird zu welchem Anlass gehört, höre ich alte oder neue Aufnahmen usw. Und ich möchte einfach mal dazu anregen, es mal wieder analog zu versuchen, denn manche Musik ist einfach zu gut um sie lediglich digital zu hören.
Es ist einfach nicht wahr, dass es keine nennenswerten Unterschied in der Soundqualität gäbe. Macht man sich die Mühe des direkten Vergleiches, fällt rasch auf, das die Unterschiede enorm sind. Nun gut, das liegt sicherlich nicht nur an den unterschiedlichen Technologien, sondern häufig auch an derer unzulänglichen tontechnischen Nachbearbeitung im digitalen Bereich. Was aber für den Zuhörer letztendlich keinen Unterschied macht. Im Resultat klingen die analogen Tonträger fast immer besser, zumindest bei Musik die ursprünglich analog aufgenommen wurde.

Es ist häufig zu beobachten wie sehr Zuhörerinnen und Zuhörer aufgrund des Unterschieds zwischen ihren alten Lieblingsschallplatten und den neuen „Remasterten“ CD Versionen überrascht sind, wenn man diese direkt vergleicht. In den meisten Fällen stellt sich heraus, dass die neue, Remaster-Version nicht nur anders, sondern leider auch deutlich schlechter klingt.

Ich hole mal ein wenig aus:

Hauptsächlich praktische und wirtschaftliche Aspekte scheinen aktuell das Verhalten in Zusammenhang mit Musikhören zu bestimmen. „Meine Wohnung ist zu klein…“, „Schallplatte sind zu teuer…MP3´s kriege ich umsonst“, „Das ist mir alles zu umständlich…“ und so weiter und so fort…

Mir ist unbegreiflich, wie sehr wir Konsumenten (ich will mich da keinesfalls ausschliessen) der Musikindustrie seit Erfindung der CD auf den Leim gegangen sind. Bestenfalls klang die CD ähnlich der Schallplatte, zumeist klang sie jedoch schlechter. Aber euphorisch über den praktischen Nutzen und das brandneue digitale Medium, ließen wir uns aufschwatzen, dass digital besser sei als analog, dies sei auch durch Messungen belegt. Die Menschen entsorgten ihre alten Schallplattenspieler, stellten die Schallplatten in den Keller, kauften dieselbe Musik nochmals auf CD und stellten sich diese, in zumeist unansehnlichen CD Ständern, in´s Wohnzimmer und die Plattenfirmen wussten nicht mehr wohin mit ihrem vielen Geld.

Dann wurde das Kompressionsverfahren MP3 populär. Musik klang jetzt noch schlechter, das war den Zuhörerinnen und Zuhören aber egal. Der praktische Vorteil in der Handhabung dieser Dateien war überzeugend und man stellte ja auch gar keinen Unterschied zu seinen ehe schon miesen CD´s fest. Unsere Hörgewohnheit war mittlerweile komplett auf digital geeicht. Einige Freaks waren aber immerhin noch so wach und bemerkten, dass MP3´s doch nicht ganz so optimal waren.

Und da die Musikindustrie wegen der Erfindung der MP3 so große finanzielle Verluste hinnehmen musste, erkannte sie schnell das Potential. Sie fingen an, ihre schlechten CD´s zu remastern. Zumeist war das Remastern gekennzeichnet durch einen lieblosen Akt, hoher Komression, der für mehr Lautheit sorgt und ein paar weiteren tontechnischen Taschenspielertricks. Plötzlich hatten die CD´s „mehr Druck“ und „mehr „Transparenz“, was natürlich Unsinn war. Das ganze wurde in elegante Pappschuber verpackt, mit dem ein oder anderen Bonus-Track versehen und der anspruchsvolle Fan konnte sich dann diese „Deluxe“ oder „Anniversary“ Versionen für teures Geld kaufen. Wenn man Reviews beispielsweise auf Amazon liest, kann man von Usern lesen, die Instrumente hören, die sie vorher noch nie wahrgenommen hätten und dass der Sound generell der Wahnsinn sei.

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Wir sind mittlerweile im Jahre 2015 angekommen, der aktuelle Trend geht ein Glück wieder Richtung Vinyl. Viele der alten Schätze werden neu veröffentlicht. Auch hier wird häufig remastert, ich bin mir noch nicht sicher, inwiefern wir hier Verbesserungen erleben werden. Aber um ein positives Beispiel zu nennen: Die remasterte Vinyl Version von Led Zeppelin´s „Physical Grafitti“, habe ich als sehr gelungen empfunden. Im Vergleich klang sie tatsächlich genauso gut wie die ursprüngliche LP und das ist ja schon mal was! Wer allerdings die ursprüngliche Version im akzeptablen Zustand hat, braucht diese neue Scheibe nicht, wie ich finde. Aber gut, es gibt also gut klingende, neue Vinylscheiben…, was will man mehr!?

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass meine Einschätzungen bzgl. der Soundfrage ausschliesslich für Produktionen gelten, die seinerzeit analog aufgenommen wurden – also, alles alte Musik, meine Freunde. Ich kann leider überhaupt nicht einschätzen, wie sich der Sound einer modernen, digitalen Produktionen auf Vinyl, im Vergleich mit digitalem Datenträger auswirkt. Hm, ich sollte mir dringend mal eine neue LP kaufen… – immer nur das alte Zeugs, kann´s ja auch nicht sein aber das nur nebenbei.
An diesem Punkt der Diskussion angekommen: Möglicherweise ist die Diskussion bei manchen Musikstilen soundtechnisch weniger relevant als bei anderen. Höre ich eine moderne Metal Produktion, bei welcher extrem verzerrte Gitarrensounds eine wesentliche Rolle spielen, ist es wahrscheinlich unmaßgeblich ob ich analog oder digital höre. Hoher Grad von Verzerrung bietet bereits von Natur aus eine starke Komprimierung. Mal ganz davon abgesehen, dass bei derartigen Produktionen heutzutage Gitarrenverstärker nur noch sehr eingeschränkt benutzt werden. Zumeist wird der Signalimpuls der Gitarre im Rechner digitalisiert und aus den daraus entstandenen Nullen und Einsen wird der gewünschte Gitarrensound errechnet und simuliert.
Ähnliches gilt für moderne Dance, Beat oder Hip-Hop Musik. Die meisten Sounds werden elektronisch erzeugt und inwiefern Dynamik hier eine wichtige Rolle spielt sei mal dahingestellt.

Zur Veranschaulichung eine Visualisierung einer Musikaufzeichnung:

Die ersten beiden Reihen zeigen moderne Produktionen, man erkennt die Blockförmige Gestaltung der Aufnahme – wenig Pegelspitzen, mehr oder weniger spielt sich alles auf einer Lautstärke ab. (Oben Slipknot, darunter Red Hot Chilli Peppers).

Reihe drei zeigt eine moderat remasterte, Reissue Aufnahme einer Aufnahme der späten 80er Jahre. Darunter die orginal Vinyl Aufnahme. Deutlich zu erkennen die goßen dynamischen Unterschiede im Pegel (beides Pink Floyd – 1979).

RHCP_Slipknot_Pink Floyd
Nun ja, was soll eigentlich Sinn und Zweck der ganzen Auseinandersetzung sein? Jeder hört das was er gerne hört und fühlt sich damit wohl, sei es Vinyl oder digital und inwiefern jemandem ein bestimmter Sound wichtig ist, ist doch seine eigene Sache. Ja, sehe ich auch so – absolute Zustimmung meinerseits!

Ich gehe jedoch davon aus, dass sich einerseits durch unser Konsumverhalten eine bestimmte Art von Wertschätzung gegenüber Musik, Kultur und der Erschaffung dieser ausdrückt und andererseits, dass die Art und Weise wie und welche Musik durch die Musikschaffenden, produziert wird, genau durch dieses Konsumverhalten beeinflusst wird. Somit hätten wir hiermit ein kulturell-gesellschaftlich relevantes Thema. Es geht nicht um falsch oder richtig, noch nicht mal um gut oder schlecht. Es geht darum wie bewusst wir uns darüber sind, was und wie wir Musik und Kultur wahrnehmen und welchen Einfluss dieses Verhalten haben kann.

Was mich persönlich betrifft:

Ich schätze den besseren Klang bestimmter Schallplatten. Ich schätze die Wertigkeit des Tonträgers der mich bereits so lange in meinem Leben begleitet. Ich genieße die Haptik meiner Tonbandmaschine und meines Schallplattenspielers und erfreue mich an der Optik des Artworks des Plattencovers. Und ich spare viel Geld, indem ich mit gutem Wissen auf die Mogelpackung „Deluxe-Anniversary“ Reissue CD verzichten kann. Dies wird mich aber im Auto oder zu Hause, zwecks Berieselung nicht davon abhalten, genauso gerne und ohne irgendwelche Bedenken digitale Musik zu hören. Was mir mittlerweile wichtig ist, ist das ich für die Musik die ich höre, im Regelfall einen angemessenen Preis bezahle. Denn nur so können letztendlich auch die Künstler wirtschaftlich überleben.

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Im Ergebnis stelle ich fest, dass die meisten meiner Schallplatten um Längen besser klingen als die gleiche Musik auf CD. Man hört den authentischen Sound des verwendeten Gitarrenverstärkers, man bekommt ein Gespür für den Raum, ich welchem aufgenommen wurde und man hört die Dynamik, die der menschlichen Stimme und akustischen Instrumenten so eigen ist. Bei digtaler Technik ist in der Aussteuerung einfach bei Null db schluss, Pegelspitzen des Gesangs, der Drums oder der Gitarre werden daher einfach wegkomprimiert um die Gesamtlautstärke zu erhalten. Natürlich hat dieses Verfahren einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Lebendigkeit von dynamischer Musik.

Fazit: Digital oder Analog muss jeder letztendlich für sich selber entscheiden. Aber bitte mache man sich die Mühe und entscheidet bewusst. Digital ist nicht zwanghaft die schlechterer Technologie, nutzt aber zu häufig die Möglichkeiten, die natürliche Dynamik der Musik mit einfachen Mitteln, zu Gunsten einer möglichst lauten Wahrnehnmung zu zerstören. Und liebe Musikhörer, lasst Euch Musik mal wieder was Wert sein.

Twisted Sister – You Can’t Stop Rock’n Roll

imageHeute vor 32 Jahren erschien „You Can’t Stop Rock’n Roll“ von Twisted Sister. Auf den Tag genau zwei Jahre vorher erschien Motörhead’s „No Sleep ‚Til Hammersmith“.

Ich habe mich dazu entschieden über die Twisted Sister zu schreiben, da das Album heute weniger populär ist und nur noch selten Erwähning findet.

Also, Twisted Sister sind eine höchstrespektable „true“ Heavy Metal Band. Dem Make-Up und den komischen Kostümen, dem ganzen Look der Band kann ich zwar nur wenig abgewinnen, musikalisch jedoch finde ich sie richtig gut.

Wenn gleich mir diese „We’re Not Gonna Take It“ Attitüde und auch der gleichnamige Song, irgendwie auf den Senkel geht.

Das vorliegende Album war mein erster Berührungspunkt mit der Band. Die Band war jüngst bei Atlantic Records (AC/DC etc.) untergekommen. Ich hörte die Band erstmalig in Tony Jasper’s legendärer „HM Show“ auf BFBS. In diesem Zusammenhang und da ich nirgendwo so viel über Metal lernte, darf ich folgenden Link sehr empfehlen:

http://bfbs-radio.blogspot.de/p/bfbs-hm-show.html

Vielleicht mal irgendwann mehr dazu aber nun zurück zu den Schwestern: Militärisch anmutende, im Gleichschritt marschierende, donnernde Stiefel (oder ein zumindest daran erinnernder Sound) eröffnen das Album. Der Metalfan an sich weiss eine gewisse Rudeldynamik durchaus zu schätzen. Ich persönlich bin bis heute kein Fan von Gleichmacherei und Militärphänomenen aber was soll’s, so’n bisschen martialisch kann man ja mal mögen und Heavy Metal soll ja auch mal Spaß machen….so what? Außerdem schien das 1983 durchaus „in“ zu sein, Metallica nutzten im gleichen Jahr einen ähnlichen Soundeffekt auf ihrem Debüt als Outro zu „Metal Milita“. Wie auch immer, der Opener „The Kids Are Back“ stampft, schön im mittigen Marschiertempo und gefällt. Auffallend, die fette, recht trockene Produktion, die um einiges erdiger und ausgewogener als beim Vorgängeralbum ausgefallen ist. Machte sich also bezahlt, dass die Band bei einem Major Label untergekommen ist. Das Album wurde übrigens in Jimmy Pages Sol Studio aufgenommen, seinerzeit standen dort noch die orginalen Bänder, sämtlicher Led Zeppelin Songs in irgendeinem frei zugänglichen Raum rum… huh!
image
Weiter mit dem Album: Nächster Höhepunkt dürfte „Live To Ride – Ride To Live“ sein, wir sind flott auf dem endlosen Highway unterwegs – macht einfach Böcke, die Nummer. Danach kommt mit „I Am (I’m Me) ein typischer Dee Snider Song. Die Nummer ist sowas wie der erste Hit der Band, nicht mein Favorit aber immerhin ein Hit. So wie bisher gehört, geht’s mit dem ganze Album weiter. Totalausfälle sind keine zu verzeichnen und am Ende gibt’s mit „You Can’t Stop Rock’n Roll“ nochmal richtig auf die Fresse. Ach, ich liebe diesen Song und ich liebe diese Band zu dieser Zeit. Die Jungs sahen zwar aus wie billige Tunten, konnten aber rocken wie nur wenige andere Bands auf dem Planeten, nachzusehen hier:

oder

Im übrigen ist Dee Snider ein klasse Sänger und Songwriter, wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat er die drei wesentlichen Twisted Sister Alben mehr oder weniger im Alleingang komponiert. Sehr lesenswerten Stoff bietet er in seine Biografie „Shut Up And Give Me The Mic“. Drummer A.J. Pero und Basser Mark The Animal“ Mendoza sind der Hammer und die Gitarristen haben ein paar richtig gute Riffs auf Lager. TS sind auf ihren ersten beiden Scheiben einfach großartig und keine Band klang wie sie. Leider wurden sie mit dem Nachfolgealbum von „You Can’t Stop Rock’n Roll“ dann zum Mega-Act und konnten sich ihre ursprüngliche Rauheit nicht bewahren.

Das Erfolgsalbum „Stay Hungry“ ist sicher nicht schlecht, hat aber zumindest meinen „Nerv“ schon nicht mehr getroffen. Und wie so oft, im Reibungsfeld zwischen kommerziellen Erwartungen der Musikindustrie und ihrem eigenen Anspruch, rutschte die Band in’s Mittelmaß und war nicht mehr zu retten. Bis vor kurzem spielte die Band noch regelmäßig Konzerte auf Festivals etc., Spaß gemacht hat’s immer noch – nix gegen zu sagen. Leider verstarb kürzlich Drummer A.J. Pero, im Tourbus erlag er einem Herzinfarkt.

Mötley Crüe – Theatre Of Pain

Anniversary Day!!!! Heute vor 30 Jahren erschien „Theatre Of Pain“.MC_TheatreofPain Das hatte ich mir aber ganz anders vorgestellt! Nach Mötley Crüe’s Kracheralbum „Shout At The Devil“, waren meine Vorfreude und Erwartungen an „Theatre Of Pain“ entsprechend groß. Die Freude wich schnell der Verwunderung aufgrund der Slide Gitarre und dem bluesigen Sound, den ich beim Opener „City Boy Blues“ hörte. Waren das die skandalumwitterten Mötley Crüe, die ich auf der letzten Tour bewundern durfte? Das einzig vertraute Merkmal war die eierschneidende, kreischige Stimme von Vince Neil. Mit dem zweite Song „Smoking In The Boys Room“ musste ich mich wohl ernsthaft daran gewöhnen, dass die Band sich verändert hatte und zu einem bluesigen-Rock’n Roll-irgendwas Sound gefunden hatte. Rock ’n Roll und Blues waren seinerzeit so gar nicht mein Ding. Das einzigen akzeptablen Rock‘ n Roll Riffs, waren für mich das Intro von Accept’s „Burning“ – zu hören auf deren Breaker Album oder das ein oder andere AC/DC Riff. Etwas trotzig hörte ich „Theatre Of Pain“ komplett durch und auch wenn die Jungs auf den Coverfotos etwas arg aufgedonnert waren, die Faszination der Mötleys blieb erhalten. Außerdem waren da ja doch noch ein paar krachende Hardrock Songs auf der Platte auszumachen: „Louder Than Hell, „Tonight“ oder „Use It Or Loose It“ versöhnten und sind bis heute klassische Mötley Crüe Rocker im besten Sinne. image Um einen Sprung zu machen: Heute möchte ich auf diese Platte nicht mehr verzichten. Mein Verhältnis zum Blues hat sich glücklicherweise gewandelt und irgendwann hatte auch ich kapiert, dass selbst AC/DC oder Motörhead keinen Metal sondern Rock’n Roll spielen. Das beachtenswerte an Theatre Of Pain und Mötley Crüe im allgemeinen, ist der einzigartige Mix aus Metal-, Glam- gepaart mit Punkattitüde und rudimentären Blueseinfluss. Mit TOP bewegte sich die Band etwas weg vom heavy Sound des Vorgängers und wurde wahrhaftig bluesiger und amerikanischer. Freilich ohne auf die überragenden, lyrischen Qualitäten eines Nikki Sixx zu verzichten, welche bereits bei den ersten beiden Mötley Alben so prägend waren. „Theatre Of Pain“ nun als Meisterwerk zu bezeichnen wäre jedoch zweifelsohne eine Übertreibung. „Meisterwerke“ liefern Bands wie Pink Floyd, Led Zeppelin, die Beatles oder von mir aus Judas Priest oder Metallica ab. Aber niemand will ernsthaft „Meisterwerke“ von Mötley Crüe hören! Wer Mötley Crüe hört, will Sex, will Bier aus Flaschen trinken, den Pizzakäse von der Pappe kratzen und dann wieder von vorne. Trotz schwächelnder Songs wie „Raise Your Hands“ oder „Save Our Souls“, bin ich der Meinung, dass TOP ein tolles Album ist. Ich würde sogar behaupten, dass die Band heute bedeutungslos wäre, hätte sie ein der Erwartung entsprechendes Nachfolgeralbum von „Shout At The Devil“ abgeliefert. Sie wären mittelfristig nur als eine weitere LA Hair-Metal Band im derzeitigen Hype untergegangen und im Laufe der Zeit verblasst. Aber mit TOP mussten sich die Fans daran gewöhnen, dass Mötley Crüe unberechenbar sind, dass die Jungs nur das machen, was sie so gerade noch körperlich und mental, als Band in der Lage sind zu tun. Weiterhin, dass sie durch ihr ureigenes verursachtes Chaos, durch den ganzen Siff und Dreck strauchelnd, kurz vorm tatsächlichen Tode stehend, immer noch Musik veröffentlichen und trotzdem Radio Hits wie „Home Sweet Home“ schaffen. Die Band kratzte nach ihrem Debüt und dem bereits erwähnten „Shout At The Devil“ mit den Folgescheiben am unteren Ende ihrer damaligen Möglichkeiten. Ich meine es war Über-Manager Doc MacGhee, der die Meinung äußerte, dass Mötley Crüe das Zeugs für die amerikanischen Led Zeppelin hätten. Auch wenn ich diese Meinung nicht teile, zeigt es doch, welch ein immenses Potential in der Band stecken musste. Ich vertrete allerdings die waghalsige Ansicht, dass Mötley Crüe so verdammt faszinierend und authentisch sind, weil sie eben Alben herausbrachten denen man anmerkt, dass sie trotz des herrschenden Chaos entstanden sind. Die Wirren und der Dauersuff der Band, konnten es einfach nicht möglich machen, fokussiertere Werke abzuliefern. So ist es nicht verwunderlich, dass die Band „Theatre Of Pain“ und im übrigen auch das Nachfolgewerk „Girls, Girls,Girls“, bis heute nicht besonders schätzt. Als die Band dann ein paar Jahre später, nach unendlichen Rehamaßnahmen, dem überstandenen, vermeintlichen Tod Nikki Sixx‘ und tausend anderer unerfreulichen Dingen, etwas geordneter an’s Werk ging, schafften sie mit „Dr. Feelgood“ auch tatsächlich noch ihr, von Bob Rock produziertes , Erfolgswerk und heiß ersehntes Nummer-Eins Album. Dieses rettete sicherlich das kommerzielle Überleben der Band, ich persönlich fand sie jedoch vorher aufregender, im übrigen auch was die Live Konzerte angeht. image Ungeachtet aller Skandale und allen Ungemach, gefällt mir „Theatre Of Pain“ natürlich auch der Songs wegen so gut: Das bereits oben erwähnte „City Boy Blues“, gehört zu meinen absoluten Lieblingssongs der Crüe: Coole Gitarrenriffs von Mick Mars, dazu klassische Nikki Sixx Lyrics und Vince Neil singt den Blues eben auf seine Art – die Nummer hat für mich mehr Blues und Dreck als beispielsweise alle Joe Bonamassa Songs zusammen. „Keep Your Eye On The Money“ bietet ebenso coole Lyrics und hat einen ordentlichen Refrain, das bluesige Feel von „City Boy Blues“ findet sich auch hier wieder. Das heavy „Louder Than Hell“ ist vielleicht Vince Neils beste Vocal Darbietung überhaupt und auch hier mag ich den Text, ich glaub‘ ich mag irgendwie alle Sixx Texte aus dieser Zeit. Weitere Höhepunkte bilden die beiden ebenfalls oben erwähnten „Tonight“ und „Use It Or Loose It“. Ob man nun die Hits „Home Sweet Home“ und „Smoking In The Boys Room“ mag ist, wie immer, Geschmacksache. Als schwächeren Songs sind sicherlich „Raise Your Hands“ und „Save Our Souls“ zu identifizieren und „Fight For Your Rights“ hätte mit orginellerem Refrain und besserer Produktion vielleicht besser auf das „Shout At The Devil“ Album gepasst. Alles in allem ein Album für die wahren Mötley Crüe Fans, welche die Band nicht lediglich als Metal Act zu schätzen wissen, sondern die Band genauso als übermütiges Rock’n Roll, Punk und Glam Rudel verstehen. Ach ja, und ich mag das Cover der Scheibe und der Tussi Look auf der Tour stand Vince Neil außerordentlich gut, wie ich finde.

The Smiths – The Queen Is Dead

imageHeute vor 29 Jahren erschien „The Queen Is Dead“ von The Smiths

Ach, die Schmittsens…. Ich bin jetzt nicht das, was man einen eingefleischten Smiths Fan nennt. Ganz im Gegenteil: Zu ihren populären Zeiten tat ich mich mit der Band wirklich schwer. Sagen wir es so, es bestanden meinerseits gewisse Berührungsängste. Meiner einer, musikalisch sozialisiert durch Progressive-, Hardrock und NWOBHM Musik konnte bei erster, oberflächlicher Betrachtung nicht verstehen was die Band mitzuteilen hatte. Für mich reduzierte sich der Sound der „The Smiths“ auf merkwürdigen Gesang mit geschrammelten Akkorden auf der elektrischen Gitarre.
Es brauchte eine Weile bis ich die songwriterischen Fähigkeiten der Band zu schätzen lernte und ich mich in Anbetracht des Pathos der Vocals nicht mehr fremdschämte. Waren später die ersten Hürden überwunden, kaufte ich mir sogar „The Queen Is Dead“ auf LP.

Tatsächlich gehört die Platte bis heute zu meinen Lieblingsplatten. Sänger Morrisey beweist Gespür für tolle Melodien, welche in Verbindung mit seinen sarkastisch-melancholischen Texten, berührend ehrlich und mehr als eigenständig intoniert werden. Gitarrist Johnny Marr geniesst heute einen legendären Ruf obhand seiner Fähigkeiten, großartige Akkordfolgen zu kreiren und diese in den Songs mit rockigen Gitarrenriffs gekonnt zu verbinden. Tatsächlich gelingt ihm dieses auf „The Queen Is Dead“ besonders gut. Wie bei allen großen Bands liegt das Geheimnis derer Musik nicht ausschließlich in der musikalischen Kompetenz der einzelnen Bandmusiker, sondern mehr noch in der speziellen Verbindung derselbigen. Die Verbindung von den Hauptprotagonisten Morrisey und Marr funktioniert hier außerordentlich gut.
Kurz zu Johnny Marr: Der Mann hat Herrscharen von englischen Britpop- und Rock Gitarristen maßgeblich beeinflusst. Mir persönlich hat sich sein legendärer Ruf jedoch bis heute nicht hundert prozentig erschlossen. Vielleicht bin ich zu einfältig um das Genie in seinem Spiel auszumachen. Mir persönlich gefällt zum Beispiel Bernhard Butler von Suede besser aber sei’s drum…Das ändert gar nichts daran, dass Marr ein paar tolle Gitarrenmomente geschaffen hat und dies nicht nur auf „The Queen Is Dead“.

Das Album wurde im übrigen durch das englische Magazin NME (New Musical Express) in der Liste „Greatest Record Of All Time“ als bestes Album aller Zeiten gewertet. Das ist ziemlich hoch gegriffen aber zumindest aus der britischen Sicht eben dieses Magazins nachvollziehbar. Natürlich bleibt die Frage offen, welche Aussagekraft derartige Listen tatsächlich haben. Als Indiz dafür, dass es eine Band geschafft hat ein besonderes Album augenommen zu haben, kann solch ein Poll jedoch sicherlich herhalten.
Ich muss mir noch mehr Album der „The Smiths“ besorgen.